In fünf Jahren soll der zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Lübbenau und Cottbus starten. In sechs Jahren die Arbeiten abgeschlossen sein. Doch was heißt dies für die Gemeinde Kolkwitz? Was kommt auf die Bürger und hier vor allem auf die Anwohner zu? Am 20. Februar standen Projektleiter und Projektingenieure der DB Netz AG und der DB Station & Service AG im Kolkwitzer Ratssaal den Bürgern Rede und Antwort.
Neue Bahnsteige
Kolkwitz und Kunersdorf erhalten jeweils zwei neue Bahnsteige mit einer Länge von 145 Metern. Wie der Projektleiter Jürgen Härtner erklärt, reiche diese Länge für fünf Waggons. Derzeit habe der Regionalexpress vier Waggons. Zudem werden die Bahnsteige so gebaut, dass sie um 35 Meter erweiterbar seien. Ein Waggon ist 26 Meter lang. Mit einer künftigen Erweiterung wäre noch ein sechster Waggon möglich. An den Bahnsteigen werde ein dreiseitiges Wetterschutzhaus gebaut. Aktuell sind die Fahrgäste nur von zwei Seiten vor Wind geschützt. Zudem wird eine LED-Beleuchtung und ein dynamischer Schriftanzeiger installiert.
Die neuen Bahnsteige befinden sich rechts und links des Bahnüberganges wie in Vetschau. Dies, so der Experte, habe den Scharm, dass der Zug über den Bahnübergang fahren könne und so die Schranken gleich wieder geöffnet werden. Zudem könnten Fahrgäste die verspätet sind, so noch schnell zum Zug kommen ohne rechtswidrig unter den Schranken hindurch den Bahnsteig zu erreichen. In Kolkwitz wird zusätzlich das ehemalige Empfangsgebäude abgerissen.
Bauzeit variabel
Eine Frage ist die Dauer der Bauzeit. Geplant ist, wenn die Gelder aus dem Strukturstärkungsgesetz fließen, ein Start im Jahr 2025. Möglich ist ein Bau unter Totalsperrung der gesamten Strecke oder eines Bauens im Betrieb. Letzter Variante würde zu einer zweijährigen Bauzeit führen, die auch einige Phasen der Vollsperrung beinhalten würde, so die Projektleiterin Daniela Schäfer. Bei einem Bürgerdialog in Vetschau hatten sich die Bürger für eine Totalsperrung während der gesamten Bauphase ausgesprochen. Dies bringe weniger Chaos da klar wäre wann der Schienenersatz fährt. Zudem verkürzt sich die Bauzeit um ein Jahr. Diese beiden Argumente folgten auch die Bürger beim Kolkwitzer Bürgerdialog mehrheitlich. So könnten bereits 2026 die Arbeiten abgeschlossen sein. Auf Anfrage eines Anwohners, ob auch wieder wie 2008 in der Nacht gebaut werde, erklärten die Experten, dass dies nicht nötig sei, zudem sich auch keine Firmen finden würden, die heute im Sinne ihrer Mitarbeiter noch nachts arbeiten.
Schallschutz
Derzeit findet eine schalltechnische Untersuchung statt. Errechnet wird der Luftschall sowie, im Haus gemessen, der Körperschall, der sich über den Boden ausbreitet und Gläser im Schrank wackeln lässt. Zum Schutz der Anwohner gebe es aktiven Schallschutz, also Lärmschutzwände und passiven Schallschutz wie Fenster und Lüfter.
In Kunersdorf ist eine 650 Meter lange und vier Meter hohe Lärmschutzwand geplant. Am Gewerbegebiet ist derzeit keine Wand vorgesehen. Hans-Georg Zubiks, Vorsitzender der Gemeindevertretung, verwies hier darauf, dass es sich um kein reines Gewerbegebiet handele sondern um ein Mischgebiet mit Wohnhäusern. Diesen Hinweis nahmen die Experten auf.
In Dahlitz ist eine zwei Meter hohe Lärmschutzwand auf einer Länge von 850 Meter geplant. Einzelne Häuser bekämen keine Wand, erklärten die Experten da die Kosten hierfür zu hoch seien. Diese Anwohner müssten mit Schallschutzfenstern und Lüftern vorlieb nehmen. Dies sorgte für Enttäuschung im Ratssaal, da Fenster nichts nützen, wenn der Anwohner im Garten auf der Terrasse sitzen möchten. Die Bürger sprachen hier von einem Verlust an Lebensqualität und einem Wertverlust ihrer Grundstücke. „Die Grenzwerte von 49 db (A) nachts und 59 db (A) tagsüber können mit den Maßnahmen leider nicht bei allen eingehalten werden“, sagt die Projektleiterin Karin Kamitz.
In Kolkwitzwerde es eine 900 Meter lange und fünf Meter hohe Schallschutzwand geben. Die höchste auf der gesamten Strecke. Zudem gibt es eine zweite Wand auf Höhe der neuen Kita mit einer Länge zwischen 350 und 380 Meter und einer Höhe von zwei Metern.
Bezüglich der Erderschütterung durch den Körperschall gab es den Wunsch vonseiten der Bürger auch über Erdschlitze nachzudenken, die den Schall ableiten. Dies ist bislang nicht vorgesehen. Zudem wurde wegen der polnischen Güterzüge angeregt, die schalltechnische Untersuchung auch bei Nacht vorzunehmen.
Keine Zunahme des Güterverkehres
Strittig war das Thema der künftigen Nutzung der Gleise. So erklärten die Planer, dass der Lärm in Dahlitz weniger werde, da das neue Gleis auf der anderen Seite liegt und dort die Hälfte des Verkehres abgewickelt werde. Die Kolkwitzer verwiesen darauf, dass mit einem zweiten Gleis aber sicher auch der Verkehr zunehmen werde. Dies verneinten die Planer und verwiesen auf eine Prognose 2030 nach der mit einer Zunahme des Güterverkehres nicht zu rechnen sei. Darauf folgte der Hinweis wenn heute teuer gebaut werde, reiche es nicht, nur in die die kommenden fünf Jahre zu schauen sondern in die nächsten Jahrzehnte. Die Prognose, so die Experten, werde aber seitens des Landes immer nur alle fünf Jahre für fünf Jahre erstellt.
Bauweise
Da in Kunersdorf die Häuser sehr dicht an den Gleisen stehen, werde dort eine Fertigteil-Bauweise zum Zuge kommen. Dadurch seien weniger Erdarbeiten nötig, was die Bauzeit verkürzt und die Lärmbelästigung mindert. In Kolkwitz werde die übliche Bauweise angewendet.
Bahnübergang L49
Der Bahnübergang L49 in Richtung Cottbus, hier war ein Brückenbau angedacht damit sich der Verkehr nicht in Richtung Cottbus oder Kolkwitz staut, gehört nicht zum Projekt zweigleisiger Ausbau, erklärten die Planer. Dies sei ein eigenes Projekt zu dem noch keine Aussage getroffen werden könne.
Bürgerbeteiligung
Voraussichtlich Ende nächsten Jahres (2021) werden die Pläne in allen Kommunen entlang der
29 Kilometer langen Strecke öffentlich für einen Monat ausgelegt. Dann können Privatpersonen und Träger öffentlicher Belange ihre Einwände äußern. Darauf folgen Erwiderungen und Stellungnahmen durch die Deutsche Bahn sowie gegebenenfalls Erörterungstermine mit privaten und öffentlichen Einwendern. Das Eisenbahn-Bundesamt prüft dann alle Sachverhalte wägt ab und entscheidet. Dieses Amt erlässt am Ende dieses Planfeststellungsverfahrens auch den Planfeststellungsbeschluss.
Die Präsentation der Deutschen Bahn finden Sie hier (bitte anklicken)
Foto unten: Beim Bürgerdialog Rede und Antwort standen v.l.:
Angelika Britz, Referentin Kommunikation Großprojekte Region Ost DB Netz AG
Karsten Schreiber, Bürgermeister Gemeinde Kolkwitz
Daniela Schäfer, Projektleiterin Zweigleisigkeit Lübbenau-Cottbus DB Netz AG
Karin Kamitz, Projektingenieurin Großprojekte Region Ost DB Netz AG
Torsten Kothe, Abschnittsleiter
Jürgen Härtner, Projektleiter DB Station& Service AG